Fluglärm in Berlin und Brandenburg durch den Flughafen BER
Der Himmel über Berlin und Brandenburg hat sich in den letzten Jahren drastisch verändert. Mit der Inbetriebnahme des Flughafens Berlin Brandenburg "Willy Brandt" (BER) wurde nicht nur ein neues Kapitel in der Luftfahrtgeschichte der Region aufgeschlagen, sondern auch die Lärmbelastung durch Fluglärm neu verteilt. In diesem Beitrag blicken wir auf die Entwicklungen rund um den Flughafen BER und ihre Auswirkungen auf die Lärmbelastung in der Region.
0. [Ratgeber Video] Fluglärm in Berlin und Brandenburg durch den Flughafen BER - Flugrouten & Selbsthilfemaßnahmen
In unserem Ratgeber Video zum Thema Fluglärm in Berlin und Brandenburg erfahrt ihr alles, was ihr zu diesem Thema wissen solltet und wie ihr Euer Gehör schützen könnt.
1. Die besonders belasteten Gebiete durch den BER:

Seit der Eröffnung des BER sind vor allem die Ortschaften südlich des Flughafens wie Schönefeld, Eichwalde oder Zeuthen stärker vom Fluglärm betroffen. Aber auch im Norden, in Richtung Falkensee und Dallgow-Döberitz, spüren die Bewohner eine Zunahme des Flugverkehrs. Dies liegt vor allem an den veränderten Flugrouten im Vergleich zum alten Flughafen Schönefeld.
Neue mobile Messstationen zeigen alarmierende Werte: In Waltersdorf wurden bei Überflügen in nur 560 Meter Höhe Spitzenwerte von 78,1 Dezibel gemessen. Weitere Messungen ergaben 73,6 dB in Schulzendorf und 67,2 dB in Eichwalde - deutlich über den WHO-Richtwerten von 40 dB nachts und 55 dB tags.
Mit 25,5 Millionen Passagieren im Jahr 2024 und einer Prognose von 26-27 Millionen für 2025 wächst der BER kontinuierlich. Diese Entwicklung verstärkt die Lärmbelastung für die umliegenden Gemeinden, da mehr Flugbewegungen automatisch mehr Lärm bedeuten.
2. Entlastete Gebiete durch die Schließung von Tempelhof und Tegel:

Mit der Schließung der Flughäfen Tempelhof (2008) und Tegel (2020) wurden vor allem zentrale Bereiche Berlins wie Kreuzberg, Neukölln oder Reinickendorf vom Fluglärm entlastet. Der geschichtsträchtige Flughafen Tempelhof wurde bereits 2008 geschlossen und ist heute ein beliebter Park. Der Flughafen Tegel folgte im Jahr 2020 und machte damit Platz für Entwicklungsprojekte und Grünflächen.
Schätzungen zufolge profitieren heute etwa 1,5 Millionen Berliner von einer deutlichen Lärmreduktion zwischen 10 und 20 Dezibel. Das Tempelhofer Feld erstreckt sich über 386 Hektar und bietet heute Raum für Freizeitaktivitäten, wo früher Flugzeuge starteten und landeten.
3. Die Geschichte des Flughafens Berlin Schönefeld und die Entstehung des BER:

Der Flughafen Schönefeld, ursprünglich im Jahr 1946 als Militärflughafen erbaut, wurde später zum zentralen internationalen Flughafen der DDR. Mit dem Fall der Berliner Mauer und der Wiedervereinigung Deutschlands wuchs die Notwendigkeit, die Luftfahrtinfrastruktur Berlins zu modernisieren und zu erweitern. So wurde der Plan für den Flughafen BER geboren, der ursprünglich als Ergänzung zu Schönefeld gedacht war.
Im Laufe der Planung wurde jedoch entschieden, Schönefeld zu integrieren und daraus den heutigen BER zu machen, der 2020 eröffnet wurde und nach dem ehemaligen Bundeskanzler Willy Brandt benannt ist. Das BER-Projekt wurde 2006 offiziell gestartet und sollte ursprünglich 2011 eröffnet werden - technische Probleme führten jedoch zu neunjährigen Verzögerungen.
4. Veränderte Flugrouten mit dem BER:

Mit der Inbetriebnahme des BER änderten sich auch die Flugrouten. Während Schönefeld vor allem nördliche und westliche An- und Abflugrouten nutzte, wurden mit dem BER vermehrt südliche und östliche Routen eingeführt, um das Berliner Stadtzentrum zu entlasten und den Lärm besser über Brandenburg zu verteilen.
Ein wichtiges Element ist die sogenannte Hoffmann-Kurve, die entwickelt wurde, um Wohngebiete zu schonen. Aktuelle Messungen zeigen jedoch, dass diese Route nicht immer eingehalten wird - Flugzeuge fliegen teilweise deutlich zu tief über bewohnte Gebiete.
5. Entwicklung des Besucheraufkommens:

Der Flughafen Schönefeld verzeichnete in seinen besten Zeiten bis zu 13 Millionen Passagiere pro Jahr. Mit der Eröffnung des BER stieg diese Zahl weiter an, und es wird erwartet, dass der BER in den kommenden Jahren bis zu 40 Millionen Passagiere jährlich abfertigen wird.
Jahr | Passagiere (Millionen) | Status |
---|---|---|
2024 | 25,5 | Erreicht |
2025 | 26-27 | Prognose |
Langfristig | bis 40 | Potential |
6. Gesundheitliche Auswirkungen von Fluglärm durch den Flughafen BER:

Die Auswirkungen von Fluglärm sind vielfältig. Abgesehen von den offensichtlichen akustischen Störungen können ständige Lärmbelastungen gesundheitliche Folgen haben, darunter Stress, Schlafstörungen und Herz-Kreislauf-Probleme. Es ist daher wichtig, dass Flughafenbetreiber, Behörden und Anwohner zusammenarbeiten, um Lösungen zu finden, die sowohl den wirtschaftlichen Bedürfnissen der Region gerecht werden als auch das Wohlbefinden der Bewohner sicherstellen.
Die WHO empfiehlt maximal 45 dB am Tag und 40 dB in der Nacht. Die aktuellen Messungen am BER zeigen jedoch Werte von bis zu 79,8 dB - fast doppelt so hoch wie empfohlen. Besonders betroffen sind Kinder und ältere Menschen, die empfindlicher auf Lärmbelastung reagieren.
7. Schutzmaßnahmen gegen Fluglärm für Betroffene:

Für Betroffene gibt es verschiedene Möglichkeiten, sich vor Fluglärm zu schützen. Von baulichen Maßnahmen bis hin zu persönlichem Gehörschutz - hier sind die wichtigsten Optionen:
7.1 Schallschutzfenster:
Schallschutzfenster sind eine der effektivsten Maßnahmen gegen Fluglärm. Sie können den Lärmpegel um 25-45 Dezibel reduzieren. Viele Flughafenbetreiber, einschließlich des BER, bieten finanzielle Unterstützung für den Einbau solcher Fenster.
7.2 Lüftungssysteme:
Da Schallschutzfenster geschlossen bleiben müssen, sind kontrollierte Lüftungssysteme notwendig. Diese ermöglichen frische Luft ohne Lärm und können mit Wärmerückgewinnung ausgestattet werden.
7.3 Lärmschutzwände:
Lärmschutzwände können den Schallpegel um 5-15 Dezibel reduzieren. Sie eignen sich besonders für Hausbesitzer mit größeren Grundstücken und können attraktiv in die Gartengestaltung integriert werden.
7.4 Schlaftipps:
Für einen erholsamen Schlaf trotz Fluglärm sind spezielle Ohrstöpsel eine einfache und kostengünstige Lösung. Moderne Ohrstöpsel zum Schlafen können den Lärmpegel um 20-35 Dezibel reduzieren und sind speziell für den nächtlichen Gebrauch entwickelt.

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7.5 Bepflanzung:
Dichte Hecken und Bäume können als natürliche Lärmschutzbarrieren fungieren. Der Effekt ist zwar begrenzt (2-5 Dezibel), aber sie bieten zusätzliche Vorteile wie bessere Luftqualität und ästhetische Aufwertung.
7.6 Bürgerinitiativen:
Der Zusammenschluss mit Nachbarn kann die Verhandlungsposition stärken. Gemeinsame Beschwerden und koordinierte Aktionen haben oft mehr Erfolg als Einzelinitiativen.
7.7 Informieren Sie sich:
Das TraVis-System des BER ermöglicht es, Flugbewegungen und Lärmmessungen in Echtzeit zu verfolgen. Diese Transparenz hilft bei der Dokumentation von Beschwerden und dem Erkennen von Mustern in der Lärmbelastung.
7.8 Innendämmung:
In besonders belasteten Gebieten kann zusätzliche Innendämmung sinnvoll sein. Spezielle Schallabsorberplatten, schwere Vorhänge und Akustikputz können die Lärmbelastung in Innenräumen weiter reduzieren.
8. Fazit:

Der BER hat die Lärmlandschaft in Berlin und Brandenburg grundlegend verändert. Während zentrale Berliner Bezirke durch die Schließung von Tempelhof und Tegel erheblich entlastet wurden, sehen sich andere Gebiete mit neuen Herausforderungen konfrontiert. Die aktuellen Messungen zeigen, dass die Lärmbelastung in einigen Bereichen höher ist als ursprünglich prognostiziert.
Mit 25,5 Millionen Passagieren im Jahr 2024 und Prognosen von bis zu 40 Millionen in der Zukunft wird der Flughafen weiter wachsen. Für Betroffene ist eine Kombination aus persönlichen Schutzmaßnahmen, politischem Engagement und der Nutzung verfügbarer Förderprogramme der beste Weg, um mit der Lärmbelastung umzugehen.
Die Entwicklungen am BER zeigen, wie wichtig es ist, bei Großprojekten von Anfang an alle Beteiligten einzubeziehen und realistische Prognosen zu erstellen. Nur durch einen offenen Dialog zwischen Flughafenbetreibern, Behörden und Anwohnern können langfristig tragfähige Lösungen gefunden werden.